Zur Kunst kommunaler Entwicklung
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Wenn in Rorschach Studierende mit Chromstahlstühlen unterwegs sind, um auf dem Marktplatz oder auf der Hafenmole einen Vorlesungssaal zu installieren, ist offenkundig: Das völlig neuartige Kommunalentwicklungsprojekt „Stadt als Bühne“ schreibt ein neues Kapitel. Ortsschilder werden umbenannt, der Bürgersteig beschriftet. Die stillen Örtchen der Stadt zu philosophischen Lesestuben umfunktioniert oder Stellen ausgeschrieben und Vorschläge gemacht, die so niemand bestellt hat. In einem sozialen Wohnbau verliest ein Fahrstuhlsprecher die neuesten Nachrichten aus den Etagen eines Hochhauses – als sinnliche Maßnahme, Geschichten in Umlauf zu bringen und die Anonymität zwischen den Mietern aufzubrechen.
Diese außergewöhnliche Intervention vermittelt Mitverantwortung, Beheimatung und Beteiligung am eigenen Gemeinwesen über die persönlichen Geschichten der Bevölkerung! Neben wichtigen Instrumenten regionaler Entwicklung, wie intelligente Flächenwidmung, Städtebau und Partizipation an politischen Entscheidungen, bietet dieses Projekt einen sozial-künstlerischen Blick auf die Alltagsbühnen des Zusammenlebens. Ein faszinierendes, beispielhaftes Modell für alle Menschen, die sich in Städten und Gemeinden engagieren.
Mark Riklin ist Sozialwissenschaftler, Lehrbeauftragter am Institut für Soziale Arbeit der Fachhochschule St. Gallen und künstlerischer Leiter des Rorschacher Kommunalentwicklungsprojektes „Stadt als Bühne“. Über sich selbst schreibt er: „...beobachtet den Alltag, liest Zeitungen als Fahrpläne des Lebens, wirft dramaturgische Blicke auf Alltagssituationen, experimentiert mit szenischen Eingriffen in den Stadtkörper, macht Selbstversuche als Tagträumer, Handföner oder Bauchpinsler“. Er ist Leiter der „Meldestelle für Glücksmomente“ und schweizer Landesvertreter des „Vereins zur Verzögerung der Zeit“.