Musik als Diskursfolie

2023 ist Peter Madsen wieder zu Gast und tritt täglich mit dem australischen Multi-Instrumentalisten Adrian Mears auf.

Seit Beginn der Tage der Utopie 2003 tauchen unabhängig vom Wetter am Programmhimmel Sterne mit besonderer Ausstrahlung und Wirkmächtigkeit auf.  Die Musik, komponierte und improvisierte, ist ein integraler Programmteil. Als die sprachlichen Narrative einführend, begleitend und am Ende kommentierend und über das Gehörte hinausweisend, eine Form von Zukunftsmusik. Seit Beginn dieser biennalen Programme sind eine Reihe von Musikerinnen und Musikern aufgetreten, u.a. Peter Madsen, Peter Herbert, Carol Robinson, David Helbock, Garth Knox, Francis Marie Uitti, Pascal Contet. Diesmal, 2023, bereits zum vierten Mal, ist Peter Madsen wieder zu Gast und tritt täglich mit dem australischen Multi-Instrumentalisten Adrian Mears auf. Mears arbeitet an der Musikhochschule Basel, wo er u.a. Posaune und Gehörbildung lehrt, zuvor unterrichtete er an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim, in Köln und Berlin.  Peter Madsen besuchte nach der Highschool die Universität von Wisconsin-Eau Claire, wo er eine musikpädagogische Ausbildung abschloss. Danach zog er nach Minneapolis und konzentrierte sich auf das Jazz-Pianospiel. In New York City begegnete er Stan Getz, mit dem er durch die USA und Europa tourte. Seither hat Peter Madsen mit vielen Größen der Jazz-Szene zusammengespielt, mit Mario Pavone, Stan Getz, Kiyoto Fujiwara, Michael Musillami, Dan Rose, Matt Wilson und anderen. Er tourt durch die ganze Welt und hat bereits über 140 Alben veröffentlicht und mehr als 500 Kompositionen geschrieben. Seit einigen Jahren lebt Madsen teils in New York City und teils in Lauterach, südlich von Bregenz im vorarlbergischen Rheintal. Er unterrichtet Meisterklassen und private Student:innen, u. a. David Helbock, und gibt Workshops am Jazzseminar in Dornbirn.

Die Rolle der Musik im Programm der Tage der Utopie

Im Konferenzbetrieb kommen die Vortragenden für gewöhnlich mit ihrem Manuskript ans Pult vors Mikrophon. Doch hier bei den Tagen der Utopie läuft zunächst etwas anderes ab, ein improvisatorisches Element, das die Besucher:innen wie in einer Magie verwandelt und öffnet. Vor Beginn des Vortrags spielen die Musiker Künstler spontan aus dem Hier und Jetzt und bereiten damit den Inhalt des Textes vor. Diese Abfolge erzeugt eine spezielle Poesie, die Atmosphäre öffnet sich fürs Zuhören und ist auch Teil eines anderen rezeptiven Selbstverständnisses. Die inhaltsanalytische Auseinandersetzung wird angereichert durch einen Touch von Poesie, die Musik bekommt eine inhaltliche Bedeutung, sie ist selbst ein Diskurs, der in einer Verschmelzung das Narrativ, den gesprochenen Text, mitsteuert; zeitgenössische Musik mit improvisierten Elementen wird zu einer produktiven Störung, die ZuhörerInnen sehen das sich Transformierende, das Unvollkommene, das sich Generierende und das Generative. Innovative Prozesse entstehen in Arbogast zu einem grundlegend wesentlichen Teil aus der Suche nach neuen Formen von gemeinschaftlichem Lernen und Entwickeln. Die Kombination von Musik und Text ist kein Rezept gegen das Wetter, sondern diskursstiftend wichtig für die Vergemeinschaftung von Zuversicht.

Eine zweite Form der Musik an den Tagen der Utopie zu begegnen sind Trojanows utopische Morgenlesungen, täglich von 7.30 bis 8.00 Uhr in Arbogast. Ilija Ilija Trojanow liest utopische Texte aus der Weltliteratur, Robert Bernhard begleitet am Saxophon.

 

Peter Niedermair

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